Wusstet Du, dass Du Entspannung verlernen kannst?
Aber Stop – lass uns von vorne beginnen:

Um zu verstehen, was wie das von statten geht, musst Du ganz am Anfang starten: Beim Zentralen Nervensystem (ZNS).
Dein ZNS (Gehirn und Rückenmark) ist eine Art Oberbefehlshaber all Deiner nervlichen Prozesse im Körper. Das ZNS hat allerdings keinen direkten Kontakt zur Außenwelt, deshalb braucht es einen Helferli – das Periphere Nervensystem (PNS). Dieses unterteilt sich in zwei Teile, mit je unterschiedlichen Aufgaben:
Das Somatische Nervensystem und das Vegetative Nervensystem.
Das Somatische Nervensystem steuert in Deinem Körper Prozesse, die Du willentlich beeinflussen kannst, wie die Motorik Deiner Extremitäten und Sinnesorgane.
Im Gegensatz dazu kontrolliert das Vegetative Nervensystem Vorgänge im Körper, die Du nicht durch bloßen Willen beeinflussen kannst, wie beispielsweise Deine Organfunktionen.

Du kannst z. B. Deinen Arm willentlich bewegen (Somatisches NS),
aber hast keinen direkten Einfluss auf Drüsentätigkeiten (Vegetatives NS).

Der Artikel konzentriert sich auf Dein Vegetatives Nervensystem (auch Autonomes Nervensystem genannt).

Dein Vegetatives Nervensystem beinhaltet 3 weitere Bereiche:
Das Sympathische NS und das Parasympathische NS, sowie das Enterische NS.
Da die meisten Deiner Organe von den ersten beiden Nervensystemen gesteuert werden, schauen wir uns diese genauer an:

Sympathikus und Parasympathikus funktionieren wie zwei Gegenspieler.
Du kannst genauso gut sagen sie arbeiten antagonistisch.

Während der Sympathikus eine leistungssteigerndere Wirkung hat, wird der Parasympathikus auch als Ruhenerv bezeichnet.

Anders ausgedrückt:
Ist Dein Sympathikus aktiv, dann sorgt er für eine hohe Handlungsbereitschaft: Deine Sinne sind wach, Deine Herzfrequenz steigt, Deine Atmung wird kurz und flach, Dein Muskeltonus ist erhöht.
Andererseits werden Körperfunktionen vermindert, die Du nicht brauchst um leistungsbereit zu sein, z. B. Deine Verdauung.

Im Gegenzug übernimmt Dein Parasympathikus die Aufgabe von Regeneration, Reparaturprozessen und den Aufbau von Reserven:
Deine Sinne sind weniger ansprechbar, Deine Herzfrequenz sinkt, Deine Atmung wird tief und langsamer, Dein Muskeltonus sinkt, die Verdauung nimmt wieder Fahrt auf – also genau umgekehrt zum Gegenspieler.

Dein Vegetatives Nervensystem beinhaltet also zwei Systeme: Sympathikus und Parasympathikus.
Sympathikus macht Dich leistungsbereit, Parasympathikus fährt Dich wieder runter.

Wenn Dein Alltag hauptsächlich aus einem von beiden besteht, kann es zu einem Ungleichgewicht kommen.

Ich lehne mich aus dem Fenster und wage zu behaupten, dass in unserer Gesellschaft vor allem eine Überfunktion des Sympathikus der Alltag ist:
40+ Stunden Wochen, Druck durch den Chef, Social Media, ständige Erreichbarkeit – Du kennst das Spiel selbst gut genug.
Ruhephasen kommen zu kurz und Du hast kaum Zeit herunterzufahren.
Dein Körper ist ein Wunderwerk der Natur – er lernt, dass Leistungsbereitschaft täglich gefordert wird und verlernt gewissermaßen zur Ruhe zu kommen. Daher kommen z. B. Monkey Mind (Kopfkarussell), Schlafstörungen, Depressionen, Verdauungsprobleme und Co. (Die Liste ist lang!)

Finde Balance zwischen Sympathikus & Parasympathikus – starte mit kleinen Schritten.

Was Du diese Woche umsetzen kannst, um Deinen Parasympathikus zu stärken:
Suche Dir jeden Tag 5 bis 10 Minuten in denen Du Zeit für Dich hast. Setze Dich aufrecht auf einen Stuhl, schließe die Augen und beobachte Deinen Atem ohne ihn zu bewerten. Geht er schnell und flach? Geht er langsam und tief? Wölbt sich mehr Dein Bauch oder Deine Brust?
Am besten schreibst Du Dir Deine Ruhezeit als Termin in Deinen Kalender oder integrierst es fest in Deinen Alltag, z. B. nach dem Aufstehen, bevor Du das Haus verlässt, mittags, nach der Arbeit oder vor dem Zubettgehen.

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Deine Laura

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